Quelle: Staatliche Museen zu Berlin, Kupferstichkabinett
"Die Fialen an den Ecken, obschon als vielleicht entbehrliche Verzierung erscheinend, sind notwendig für die Schönheit der Verhältnisse und die Vermittlung der Formen"
A. Stüler, 1855
Das Wissen über den herausragenden Architekten des 19. Jahrhunderts
austauschen, dokumentieren und vermitteln.
Wir möchten sein architektonisches Erbe vor der Vergessenheit bewahren und ins Bewusstsein unserer heutigen Zeit rücken.
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Bedeutender Sohn der Stadt gewürdigt
Anlässlich des 225. Geburtstages des Architekten Friedrich August Stüler veranstalteten die Stadt Mühlhausen und der August-Stüler-Arbeitskreis einen Tag mit interessanten Vorträgen zu Stülers Person und Lebenswerk. Stülers Biografie und komplexes Lebenswerk wird trotz seiner frühen internationalen Bedeutung heute wenig Beachtung geschenkt. Den einstigen Architekten des preußischen Königs Friedrich Wilhelm IV. wieder mehr ins Bewusstsein zu rücken, das Wissen über den herausragenden Architekten des 19. Jahrhunderts zu erforschen und zu vermitteln sowie das Erbe Stülers vor dem Vergessen zu bewahren ist Ziel des Arbeitskreises.
Interessierte aus Nah und Fern hatten den Weg in die Rathaushalle gefunden und zeigten sich angetan von den kompetenten, informativen Referaten. Nach dem Grußwort durch Oberbürgermeister Dr. Bruns verschaffte der Architekt Martin Pawlik aus Oberhausen einen Überblick über das Programm. Friedrich August Stülers Urururenkel, der Architekt Johannes Stüler, war eigens aus Lübeck angereist, um der Tagung beizuwohnen.
Der Kammerforster Ehrenbürger Dr. Gerd Kley beschäftigte sich mit Stülers Tätigkeit im Umkreis Mühlhausens, der Innenausstattung der Dachwiger Kirche nach dessen Entwürfen, seiner Karriereleiter, den familiären Zusammenhängen und dem Altenburger Marstall. Der Potsdamer Dipl.-Ing Andreas Kitschke verschaffte Einblicke in die Zusammenarbeit mit den Fachkollegen und die bautechnischen Innovationen von Stülers Zeit. Während seiner Italienreisen fertigte Stüler eine Vielzahl Reiseskizzen an. Evelyn Zimmermann von der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg zeigte Impressionen seines künstlerischen Schaffens. Peter Zimmer überreichte den Tagungsteilnehmern Plakate mit Fotokollagen zu Stülers Werk.
Dr. Jörg Walter, der sich selbst als Stüler-Fan und Hobbyhistoriker bezeichnet, bringt den Mühlhäuser Stüler-Freundeskreis ins Gespräch. Walter skizzierte die Geschichte der Westtürme der Marienkirche. Mitte des 19. Jahrhunderts kam ein zunehmendes Bedürfnis zur Restaurierung der Kirche auf. Bürgermeister Gier setzte Impulse. Er stand im Kontakt zu seinem Jugendfreund Stüler. Aus dem Jahr 1844 ist der Briefwechsel zwischen Stüler und Gier bekannt, in dem vom möglichen Neubau des Mittelturmes und einer längst fälligen Erneuerung der Marienkirche zu lesen ist. Dem Sohn des Marienkirchenpfarrers lag die Hauptkirche seiner Vaterstadt am Herzen. 1845 besichtigte Stüler das Gotteshaus. Gemeinsam mit Staatskonservator Ferdinand Quast wurde ein Maßnahmekatalog und Entwurf zum neugotischen Weiterbau des Mittelturmes erstellt. Entwürfe und Akzente Stülers gingen im Lauf der Historie teilweise in die Restaurierung ein. Walter fasst zusammen, dass ohne Stülers Beharrlichkeit der Stein wohl nicht ins Rollen gekommen wäre. Der Tag wurde mit einem gemeinsamen Besuch des Stüler-Geburtshauses beendet.
Heidi Zengerling, 03.02.2025
Thüringer Allgemeine, Mühlhausen vom 03. Februar 2025 - LINK
Vor genau 225. Jahren, am 28. Januar 1800, wurde der herausragende Architekt August Stüler in Mühlhausen geboren.
Er war ein wahrer Meister, ein würdiger Nachfolger Schinkels und der Architekt des Königs Friedrich Wilhelm IV.
Sein architektonisches Lebenswerk ist enorm, auf das man heute nur staunend zurückblicken kann. Denn er war allein an nahezu 300 Kirchen tätig, mehreren größeren Profanbauten, Schlössern, Landhäusern, Privatbauten und andere. Die größten Meisterwerke seiner Hand sind das Neue Museum in Berlin, die Kuppel des Berliner Schlosses und die leider nicht ausgeführten Pläne zum Berliner Dombau. Über die Stadtgrenzen Berlins hinaus war er berühmt und in seiner Genialität schaffend tätig. So am Schweriner Schloss, an der Burg Hohenzollern und am Wallraf-Richartz-Museum in Köln. Doch auch im Ausland erreichte er europäisches Ansehen, durch die Bauten des Nationalmuseums in Stockholm und der Akademie der Wissenschaften in Budapest, beide hervorragend erhalten.
Dieses umfangreiche Lebenswerk lässt Stüler zu den wichtigsten Architekten des 19. Jahrhunderts zählen.
Doch nicht nur sein geistreiches, rastloses und fleißige architektonische Schaffen hat ihn so beliebt und berühmt gemacht, sondern auch seine Persönlichkeit. Denn fast jedem Fachgenossen war er ein Freund. Seine charakterlichen Züge waren bescheiden und einfach. Zudem war er hilfsbereit, kollegial und wohlwollend. Trotz seiner ungeheuren Tätigkeit war er ein aufopfernder Freund, bereitwilliger Ratgeber und Förderer aller jungen Kräfte. Überall griff er tätig ein, wo zu helfen, auszugleichen und Hindernisse zu beseitigen waren. Stüler war eine lebensfrische Erscheinung, voller Lebensmut.
In seinen Tätigkeiten als Beamter zeichnete er sich durch seine Gewissenhaftigkeit und schnelle Bewältigung seiner Arbeit aus.
August Stüler war ein besonderer und wertvoller Mensch, der nicht nur ein genialer Architekt an der Spitze seiner Zeit war, sondern das Herz am richtigen Platz hatte und sich nicht an erster Stelle sah. Vor 225. Jahren begann in Mühlhausen eine besondere Epoche unserer Geschichte.
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